Mehr als 100-jahre

Die bewegte Geschichte der Comeniusschule

Die Comeniusschule Hannover hat eine bewegte Geschichte, geprägt von wirtschaftlichen und politischen Veränderungen. Zwei Weltkriege, Raum- und andere Mängel sowie zeitweise Schließungen prägten ihre Geschichte. Hier sind einige Episoden kurz skizziert.

Geschichte

Die Entstehung der hannoverschen Schulen des 19. Jahrhunderts

Ende des neunzehnten Jahrhunderts wuchs die hannoversche Bevölkerung schnell. In dieser Zeit sind rund um den Bonifatiusplatz vier neue Schulen entstanden: Die Eden-, die Bonifatius-, die Ricarda-Huch- und die Comeniusschule. Alle vier wurden nach den Plänen der Architekten Paul Rowald und Carl Wolff erbaut.

Am 10.10.1899 wurde die Comeniusschule unter dem Namen “Bürgerschule 61/62” als Volksschule ausschließlich für Mädchen eröffnet. Sie verfügte ursprünglich über 15 Klassenräume, einen Zeichensaal, einen Singsaal und – damals noch etwas Besonderes – ein Brausebad.

Skizze des Schul­gebäudes

Anfang des letzten Jahrhunderts waren die Schulklassen noch wesentlich größer. So verteilten sich im Schuljahr 1907/08 846 Schülerinnen auf 16 Klassen, durchschnittlich 53 Schülerinnen pro Klasse. 22 Lehrer*innen betreuten damals die Schülerinnen.

Der erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit beeinträchtigten das Schulleben erheblich. In den Räumen der Schule an der Kollenrodtstr. 3, umbenannt in „Bürgerschule 22“, waren zwei weitere Bürgerschulen untergebracht. Die Kinder erhielten nur an vier Halbtagen Unterricht. Ein Klassenzimmer wurde zur Schulküche umgebaut, für Familien „der im Feld befindlichen Krieger“. Schülerinnen mussten in beheizte Schulen ausweichen, da Kohlenmangel herrschte.

Zwischen 1919 und 1945 gibt es wenige Informationen über die Schule. Im Oktober 1943 wurden die Kinder evakuiert. Die Räume wurden vom Stadtbauamt genutzt. Bei Kriegsende war die Schule schwer beschädigt; das Dach lag in Trümmern, der Singsaal ausgebrannt, Fenster, Türen und Schränke zerstört.

Im Juni 1945 wurden die Schülerinnen zurückbeordert, um in Gärtnereien zu arbeiten. Der Unterricht begann erst im November wieder.

Bis zum Ende des Schuljahres 1953/54 herrschte große Raumnot und Lehrermangel. Die Schule hieß in dieser Zeit Volksschule Kollenrodtstraße und war eine reine Mädchenschule. Renovierungen führten zu ständigen Veränderungen, mit zeitweisen Klassenverlagerungen zur Bonifatiussschule oder Nutzung der Räume der Edenschule, einer Jungenschule. Bis zu 2000 Kinder besuchten zeitweise die Kollenrodt- und ebenso viele die Edenschule!

Renovierung

Seit der Renovierung im Schuljahr 1968/69 erstrahlt das Schulgebäude in neuem Glanz. Die Schule erhielt dabei ihren aktuellen Namen und wurde gemischtgeschlechtlich. In den Jahrgangsstufen 1 bis 4 gab es jeweils sechs gemischte Klassen. Die Knabenschule in der Edenstraße wurde zuerst zur Hauptschule und dann zur Orientierungsstufe umgewandelt.

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, wurden im Jahr 1970 zwei ehemalige Kohlenkeller zu einem Kindergarten für die Kinder der Lehrer*innen umgebaut. Seit 1973 dürfen auch Eltern an den Konferenzen der Schule teilnehmen. In den siebziger Jahren gründete sich der Förderverein der Comeniusschule, der unter anderem eine große Pergola und Spielgeräte auf dem Schulhof finanzierte.

Zwischen 2003 und 2008 wurde die Schule umfassend saniert, da das Gebäude stark veraltet war. Ursprünglich sollte die Renovierung 2005 abgeschlossen sein, aber aufgrund des schlechten Bauzustands dauerten die Arbeiten länger und kosteten etwa drei Millionen Euro.

In 2023 wurden alle Räume und Flure neu gestrichen sowie mit digitalen Anzeigetafeln ausgesattet.

In 2024 wurde der Schulhof um weitere Sitzgelegenheiten, fest eingelssene Hüpfspielmuster sowie Hochbeete zur freien Gestaltungergänzt.

Über den Namensgeber unserer Schule

Johann Amos Comenius

Johann Amos Comenius wurde am 28. März 1592 als Sohn einer Müllerfamilie in einem tschechischen Dorf geboren und starb am 15. November 1670 in Amsterdam. Eigentlich trug er den Namen Jan Amos Komenský, aber unter den Gelehrten seiner Zeit war es üblich, einen lateinischen Namen anzunehmen. Comenius lehrte unter anderem Pädagogik; er hat sich also mit der Praxis von Erziehung und Bildung auseinandergesetzt, weshalb unsere Schule und viele weitere seinen Namen tragen.

Comenius lebte in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und musste, als Protestant verfolgt, sein Land verlassen. Mehr als als vierzig Jahre lebte er in Polen, Groß-Britannien, Schweden, Ungarn sowie in den Niederlanden.

„Die Schule sei keine Tretmühle, sondern ein heiterer Tummelplatz des Geistes!”

– Johann Amos Comenius

Pionier der umfassenden Pädagogik und Sinnes­erfahrung

omnes, omnia, omnino

Als Vater des europäischen Schulwesens hat er als erster ein wirklich umfassendes System einer Pädagogik entworfen. Viele seiner Forderungen haben bis heute Bestand, sind für uns sogar selbstverständlich, waren seiner Zeit aber neu. So forderte Comenius umfassende Schulbildung für alle Kinder beiderlei Geschlechts aus allen Ständen und sozialen Schichten: “Alle alles ganz zu lehren”.

Schüler*innen sollen mit allen Sinnen lernen. Comenius bezog zum Beispiel Natur und Bilder, Handwerker*innen und Fachleute aus der Praxis in den Unterricht mit ein, um Schüler*innen Dinge und Sachverhalte so konkret und anschaulich wie möglich zu vermitteln. Er lehrte die alten Sprachen mit Hilfe paralleler Textstellen der antiken und modernen Sprachen. Das Buch “Orbis sensualium pictus”, ein Lehrbuch für Latein, gilt als das erste illustrierte Unterrichtsbuch für Kinder.

Comenius­schule
Hannover

Kollenrodtstr. 3
30161 Hannover

+49 511 168 45538

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